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Anja Bolata – gezackt, gefiedert und gerollt2021-03-10T09:07:41+01:00

Anja Bolata – gezackt, gefiedert und gerollt

Natur in Zeichnung und Malerei

Mit Stift und Pinsel hält Anja Bolata das Wesen und die Besonderheit von Tieren und Pflanzen fest. Mit jedem Bild beginnt eine Entdeckungsreise auf der sie ihre Eindrücke künstlerisch verarbeitet. „Gezackt, gefiedert und gerollt“ –  diese drei Charakteristiken aus der Botanik und Zoologie sind für die Künstlerin Stellvertreter für die Formenvielfalt in der Natur. Die Ausstellung im Schlosspavillon zeigt neue Arbeiten zum Thema Vögel, Federn, Schmetterlinge und Libellen, ergänzt durch Bilder aus den letzten Jahren.

Anja Bolata ist in München geboren. Sie ließ sich am Schillertheater in Berlin zur Theaterbildhauerin ausbilden. Seit 1995 arbeitet sie freischaffend im eigenen Atelier in München. Ihr künstlerisches Schaffen umfasst freie Malerei, Aufträge für Film, Fernsehen, Fotostudios und Theater, sowie Wandgestaltungen in privaten und öffentlichen Räumen. Bis zum Jahr 2003 war Anja Bolatas Malerei ungegenständlich. Ab 2004 begann sich die Künstlerin intensiv mit den Themen Pflanzen und Tiere auseinander zu setzen. Von 2005 bis 2008 studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste München als Gaststudentin „Naturwissenschaftliches Zeichnen und Malen“. Von 2008-2015 war sie Mitglied bei „Die Zeichner“ in der Zoologischen Staatssammlung München. Ihre bevorzugten künstlerischen Techniken sind Ölmalerei, Gouache und Bleistiftzeichnungen. Neben Ausstellungen im eigenen Atelier zeigte sie ihre Arbeiten auch im Museum Mensch und Natur in München, im Galerie-Forum Botanische Kunst in Thüngersheim, in der Ausstellungsreihe „Botanical Art Worldwide“ im Naturkundemuseum Bamberg, im Ökologischen Bildungszentrum München, „Atemlos“ und mehrfach in der Zoologischen Staatssammlung München. Dazu kommen noch zahlreiche Ausstellungen in Galerien und Kunstvereinen.

Anja Bolata sagt über Kunst unter anderem folgendes: „Das naturwissenschaftliche Zeichnen und die Malerei eröffnen mir Einblicke in verschiedenste Welten, die meine Sinne anregen und mich fortwährend zu neuem Tun veranlassen. Ich erforsche das Spiel von Licht und Schatten, entdecke Farbklänge und Formenzusammenhänge, studiere Anatomien, ergründe Strukturen, begebe mich in unbekannte Perspektiven und mache mir deren Gesetzmäßigkeiten zu eigen, um daraus meine eigenen Bildwelten zu entwickeln. Durch sorgfältiges Beobachten der Natur ist es mir immer wieder eine Freude Großartiges im Kleinen zu entdecken. Gerne fordere ich mit meinen Bildern zum genauen Hinsehen und Entdecken auf, dabei begrüße ich eine aufmerksame Wertschätzung für unsere Artenvielfalt in ihrer natürliche Lebensumgebung.“

Realistische Darstellungen gehören zu unserem kulturhistorischen Fundament. Ohne sie hätten wir kein Zeugnis von frühen Reisen, noch von ersten Einblicken in ferne Länder, oder Kunde von historischen Grabungen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts macht die Fotografie der Zeichnung und Malerei den Rang als taugliches Mittel für eine objektive Dokumentation streitig. Und doch wird bis heute wissenschaftlich gezeichnet und illustriert. Während die Fotografie bei exakter Ausleuchtung und Tiefenschärfe eine unfehlbare Bestandsaufnahme abgibt, kann die Aneignung eines Motives durch Menschenhand eben doch so viel mehr. Zwangsläufig erfordert eine bildkünstlerische Wiedergabe nicht nur handwerkliches Können, sondern auch ein komplexes Durchdenken des Bildgegenstandes. Anja Bolata bewegt sich seit Jahren sehr versiert auf diesem Terrain. Jedes ihrer Bilder ist mit intensiven Studien von Naturfundstücken, musealen Präparaten, Fotografien und wissenschaftlichen Texten verbunden.

Mit dem Hintergrund einer Ausbildung zur Theaterbildhauerin am Schillertheater in Berlin ist Anja Bolata seit 1995 freischaffend tätig und neben Objekt- und Wandgestaltungen für Film, Fernsehen, Fotografie, Theater sowie private und öffentliche Räume hatte immer auch die freie Malerei Raum in ihrem künstlerischen Tun. Ab 2004 konzentrierte sich ihre gesamte Auseinandersetzung sehr stark auf die Umsetzung von Motiven aus der Pflanzen- und Tierwelt in Bleistift, Gouache und Ölfarbe. Im Jahr darauf kam es zu einer glücklichen Fügung, Anja Bolata wurde Gaststudentin im Fach „Naturwissenschaftliches Zeichnen und Malen“ bei Barbara Ruppel an der Akademie der Bildenden Künste in München. Auch nach der Pensionierung der Dozentin arbeiteten beide noch viele Jahre Seite an Seite in der Gruppe „Die Zeichner“, die sich jede Woche zum Arbeiten vor musealen Präparaten in der Zoologischen Staatssammlung in München traf. Beide sprechen mit allergrößter Wertschätzung voneinander: Barbara Ruppel hob in einer Laudatio die hohe naturwissenschaftliche Qualität hervor, die in Anja Bolatas Arbeiten liegt und die sich darin zeigt, dass jedes Detail – „Augenform und Farbe, die Stellung der Zehen, Anzahl und Farbmuster der Federn“ – so minutiös ausgearbeitet ist, dass die Motive sofort in jede wissenschaftliche Fachpublikation übernommen werden könnten. In diesem Text erinnert sie sich auch daran, dass die Schülerin bereits eine hohe Fertigkeit mitbrachte genau hinzuschauen und an imposante Einstiegsarbeiten: „Mit gutem Auge, Disziplin und Geduld entstand gleich eine beeindruckende Vogelspinne und eine exotische Libelle, deren Flügeladern Respekt einflößen!“ Aber auch Anja Bolata schwärmt von ihrer Lehrmeisterin und „Mentorin“. Im Gespräch äußert sie, dass sie von ihr nicht nur technisch und menschlich viel gelernt habe, sondern, dass die Grundhaltung, wie sie die Dinge angeht, wie intensiv sie sich mit jedem Bildgegenstand beschäftigt, sie bis heute trägt und begleitet. Schaut man dabei auf die Darstellung von einem Kiebitz, die gerade auf dem Arbeitstisch entsteht, so bleibt kein Zweifel daran, dass hinter dieser aufwendigen und vielschichtigen Arbeit mit den vielen übereinander gefächerten kleinen Federn nicht nur Können und eine gute Portion Herzblut stecken, sondern auch ein ganz genaues Wissen wie es unter dem Federkleid ausschaut.

Die Darstellung von dem Kiebitz fügt sich einem mittlerweile umfangreichen Werk naturwissenschaftlicher Darstellungen an, das einst mit Vogelspinne und exotischer Libelle begann. Dazwischen entstanden unter anderem Bilder von Eulen, einem Wanderfalken mit erbeuteter Amsel und einer in unendlich vielen Schwarztönen changierenden Saatkrähe. All diesen Arbeiten ist gemeinsam, dass sie in der Tradition wissenschaftlicher Darstellungen vor weißem Grund stehen. Daneben gibt es eine Werkserie, die freie Malerei mit ins Spiel bringt und die jeweiligen Motive vor in Farbe und Oberfläche malerisch bearbeitete Hintergründe setzt. Hier kommen die fachlichen Fertigkeiten der auch in diesem Bereich fundierten handwerklichen Ausbildung zum Tragen. Aktuell entsteht hier eine Serie von Schmetterlingsdarstellungen, der es – stets auf der Grundlage von vielen Recherchen – gelingt, dem jeweiligen Geschöpf einen würdevollen, gleichsam behutsam umspannenden und ebenso naturwissenschaftlich stimmigen Bildraum zu geben. So sind beispielsweise Kohlweißling und Distel nicht nur punktgenau in das Format und vor malerischen Grund gesetzt, sondern geben auch Einblick in ein favorisiertes Lebensumfeld des zarten Falters. Auch in diesem Werkzyklus, wie auch in den Bleistiftzeichnungen oder Tuschearbeiten klingt immer wieder an, was die Künstlerin in Worte fasst, wenn sie formuliert „Was ich gemalt habe, wird mir zum Freund“.
Die Freude, die Zeit und die Empathie, die Anja Bolata in ihre Arbeiten steckt ist außergewöhnlich. Zwischen Alltagsgehetze und Bilderflut eröffnet sich hier eine Bilderwelt, die genau hinschaut und für die eine im rechten Moment geschenkte Feder, eine durch das Atelier fliegende Libelle, ein Blatt im Garten oder die Kartoffel im Gemüsekorb zum Bildanlass, zum Ruhepol, zum Ausgangspunkt eines Innehaltens für Stunden, Tage und Wochen werden kann. Die Künstlerin verführt mit ihren Bildern und lädt ein, diese Haltung einzunehmen, genau hinzuschauen und offen zu sein für die kleinen Wunder, die am Wegrand und im Alltag schlummern. Dazu brauchen sie weder große Gesten noch laute Parolen mit denen sie vorgeben müssten die Welt zu retten, aber gerade in ihrer stillen Bescheidenheit liegt am Ende vielleicht ein Potenzial, das genau dazu das Zeug hat.

Oktober 2020
Dörthe Bäumer

Bildnachweis Schlosspavillon: Robert Sprang

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