Alexandra M. Hoffmann – Metamorphosen
Hosenrollen, Prototypen, Typoi
Alles was lebt ändert und verwandelt sich. Unter dem Titel Metamorphosen befasst sich die Künstlerin Alexandra M. Hoffmann mit Arbeiten aus drei ihrer konzeptuell angelegten Serien mit den unterschiedlichen Aspekten der Veränderung. Da ist der historische Blick, den sie der Rolle der Frauen in der Gesellschaft widmet, der erdgeschichtliche Aspekt, der sich mit den frühesten Formen der Lebewesen befasst und der psychologische Aspekt, der in Holzskulpturen Charaktereigenschaften in abstrahierter Form typisiert.
„Hosenrollen“ nennt die Künstlerin ihre neueste Werkserie, ein Begriff für Frauen in Männerrollen, der dem Theater entlehnt ist. Alexandra M. Hoffmann schafft Bildnisse von Frauen, die sich ein männliches Pseudonym zulegten oder in Männerkleider schlüpften, um ihre Intentionen zu verwirklichen. Die Porträts ihrer Protagonistinnen malt sie passender Weise auf Hosen, ein Bekleidungsstück, das bis weit ins 20. Jahrhundert hinein allein Männern vorbehalten war. So zeigt die Ausstellung unter anderem Porträts von der Schriftstellerin George Sand, von der Autorin und Weltenbummlerin Isabelle Eberhard, von Lou Andreas-Salome, Psychoanalytikerin und ebenfalls Schriftstellerin oder von der Wild-West-Legende Calamity Jane. Alexandra M. Hoffmann setzt so Frauen, die durch ihren Lebensentwurf Vorreiterinnen der Emanzipation waren, ein künstlerisches Denkmal.
Weit zurück in die Frühzeit der Erde geht die Künstlerin mit den Protophyten und Protozoen. Sie sind die Prototypen, also die niedrigste Stufe von pflanzlichen und tierischen Lebewesen, deren Existenz schon vor Milliarden von Jahren begann. Sie stellen die Basis jeglichen Lebens dar. In extremer Vergrößerung und in leuchtenden Farben macht Alexandra M. Hoffmann die Einzeller auf Jurakalkplatten sichtbar: die pflanzlichen Ahnen in grünblauen Nuancen, die tierischen Urwesen in gebrochen Rot-Tönen. Die Steinplatten stammen aus Steinbrüchen, die bedeutende Versteinerungen aus einem späteren Erdzeitalter enthielten, wie z.B. den Flugsaurier( Archeopterix). Das Gestein kann so als ein Archiv für die Entwicklung des Lebens gesehen werden.
Das dritte Thema heißt „Typoi“. Mit Holzskulpturen aus ausgesuchten, nur teilweise behauenen, farbig gefassten Baumsegmenten gestaltet die Künstlerin abstrahierte Charakterallegorien. In Korrespondenz mit der Form des Wuchses und der Farbgebung macht sie Charaktereigenschaften sichtbar. Die äußere Form steht für Bewegung und markante Gesten; Schnitte und Öffnungen in den Skulpturen symbolisieren Innenleben und Unsichtbares; die unterschiedliche Struktur der Oberflächen, seien sie glatt oder rau, unterstreicht die äußere Erscheinung der dargestellten Figur.
Alexandra M. Hoffmann stammt aus Burghausen, sie studierte an der Kunstakademie in Kassel freie Kunst außerdem in Kassel und München Kunstgeschichte, Geschichte und Volkskunde. Sie lebt und arbeitet als freie Künstlerin und Kunstjournalistin bei München.
Information:
Ausstellungsdauer: 26. Juni bis 1. August 2021
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 14.30 bis 17 Uhr, Sonntag 13 bis 17 Uhr
Adresse: Galerie im Schlosspavillon Schloßstraße 1, 85737 Ismaning, Tel 089 966852
Bildnachweis Schlosspavillon: Robert Sprang